Übersetzen ist nicht leicht

Es ist sehr teuer, Sprachen zu übersetzen, und je vielfältiger die Sprachen sind, desto höher steigen die Kosten.

Übersetzer zu sein, bedeutet in vielen Fällen Detektivarbeit. Ein Wort kann in verschiedenen Sprachen unterschiedliche Formen von Informationen bedeuten. Beispielsweise das englische Wort his secretary enthält Information über das Geschlecht des Chefs, aber nichts über dessen Sektretär. Wie soll man das in die französische Sprache übersetzen, oder umgekehrt, wenn der entsprechende Ausdruck auf Französisch Son sécretaire ist, bedeutet das sein oder ihr männlicher Sekretär? Wenn die Sekretärin eine Frau ist, heißt es ja sa sécretaire. Aber keine der Ausdrücke gibt eine Auskunft über das Geschlecht des Chefs. Bei der Übersetzung vom Englischen ins Französische und auch ein Teil anderer Sprachen muss der Übersetzer herausfinden, welches Geschlecht der Sekretär hat. Manchmal kann der Name einen Anhaltspunkt geben, aber nicht immer. Ist der Sekretär Wu Wong ein Mann oder eine Frau? Bei Übersetzungen von einer Reihe von Sprachen, z.B . der spanischen, französischen oder italienischen, muss man das wissen, damit die Übersetzung korrekt wird.

In vielen Kulturen ist es ziemlich beleidigend, einer Person ein falsches Geschlecht zuzuschreiben. Das ist ein Beispiel dafür, weshalb Computer nur unter Schwierigkeiten als Übersetzer benutzt werden können. Sicher gehen 50% von der Zeit eines Übersetzers darauf, Probleme dieser Art o.ä. zu lösen. Die Übersetzungsarbeit, die ein Computer durchführen kann, steht vielleicht für 10% der Arbeitszeit eines Übersetzers. Eine gute Übersetzung verlangt Kreativität und Flexibilität, die bei weitem das übersteigt, was ein Computer leisten kann. Warum würden die EU und die UNO sonst tausende von Übersetzern anstellen? Ich habe viele Übersetzungen gelesen, die von Computern gemacht worden sind. Sie waren erbärmlich.

Schwedens Bedarf an Dolmetschern und Übersetzern konnte bei weitem nicht gedeckt werden. In einer voll ausgebauten EU werden pro Jahr mindestens 120 000 Seiten amtlicher Texte produziert. Der Zugang zu schwedischen Übersetzern schafft es vielleicht gerade, 30% davon zu übersetzen.

Der Strauß – ein Vorbild

Wenn die EU es bisher nicht geschafft hat, eine genügende Anzahl Dolmetscher und Übersetzer zu bestellen, um den Bedarf Schwedens zu decken, wie soll man dann den kommenden Bedarf für Malta, Slowenien, Estland und Lettland decken können? Das ist nicht nur eine praktische Frage. Das ist auch eine Frage der Demokratie. Das wissen die Politiker innerhalb der EU, aber sie stecken, wie der Vogel Strauß, den Kopf in den Sand und weigern sich, den Problemen ins Auge zu sehen. Deshalb müssen die Menschen in den verschiedenen Ländern selbst agieren und eine Lösung erzwingen. Die Bevölkerung in den Mitgliedsländern hat das Recht, dem folgen zu können, was innerhalb der EU geschieht, ohne erst zehn Jahre ihres Lebens damit verbringen zu müssen, Englisch zu lernen. Hat die Mehrzahl der Bevölkerung, und der Journalisten, nicht die Möglichkeit nachzuvollziehen, was in der EU vor sich geht, entstehen negative Strömungen gegen die EU. So ist es in Schweden gegangen, wo die EU die Schuld für viele Probleme bekommen hat.


© Hans Malv, 2004